 Beiderseits eines Flusses gibt es Flächen, auf die sich im Falle eines Hochwassers das Wasser ausbreiten und ansammeln kann. Der Fachbegriff dafür ist Retentionsraum, vom lateinischen retenire, dem zurückhalten. Das Wasser in Retentionsräumen fließt nur noch langsam oder steht. "Damit wird für die Unterlieger der Hochwasserabfluss verzögert und die Wasserstände werden verringert." (1)
"Neben dieser positiven Wirkung auf die Hochwasserabläufe sind Retentionsräume notwendige Grundlage für den Erhalt und die Verbesserung der ökologischen Vielfalt in und an dem Gewässer und seinen Auen. Sie tragen damit auch zum Bodenschutz bei und liefern einen Beitrag zur Grundwasseranreicherung." (1)
Aue ist ein landschaftliches Wort und bezeichnet "Gebiete entlang der Flüsse, die durch einen Wechsel von Überflutung und Trockenfallen geprägt sind." (2) Auen gelten als natürliche Überflutungsräume und damit natürlicher Schutz vor extremem Hochwasser, da sie Wasser wie ein Schwamm speichern können und in trockenen Zeiten wieder an den Fluss abgeben. (3)
"Auen gelten in Mitteleuropa als die fruchtbarsten und artenreichsten Ökosysteme. Die letzten naturnahen Auwälder sind die Heimat einer Vielzahl von Tieren. Nirgendwo sonst gibt es so viele Insekten, Singvögel, Amphibien und Reptilien." (2)
Auen bestehen aus den offenen Auen, den unbewachsenen Sand- und Kiesbänken in Wassernähe, die bei jedem Hochwasser verlagert werden und den Auwäldern, in denen angepasste Baumarten vorkommen - z.B. die Silberweide (Weichholzaue) oder Eichen und Ulmen (Hartholzaue). (2)
Es gibt nur noch sehr wenige Auwälder, da Flüsse künstlich begradigt, ausgebaut und aufegstaut wurden. Durch menschliche Eingriffe wurde die natürliche Dynamik der Auen bis auf wenige Ausnahmen zerstört. (2)
"Hochwasser früherer Jahrhunderte ergossen sich in ihre naturgegebenen Überschwemmungsgebiete, in die Beckenlandschaften entlang der Flüsse.
Solange dort weder Landwirtschaft betrieben noch gesiedelt worden ist, war dies ein natürlicher, sich in wechselnder Häufigkeit und Intensität wiederholender Vorgang. Nur die Auwälder, nicht aber die Menschen waren davon betroffen." (4)
"In der Vergangenheit ging nach und nach ein großer Teil der Retentionsräume verloren, weil vielfach in die Talauen hineingebaut wurde. Dort wurde dann das Gelände aufgefüllt oder es wurden durch Dämme oder Mauern die ursprünglichen
Retentionsräume ausgegrenzt. Negativ haben sich aber auch Gewässerausbaumaßnahmen,
insbesondere Gewässerbegradigungen, ausgewirkt. Folge dieser Entwicklung war
die zunehmende Verschärfung der Hochwasser und in Verbindung mit den angewachsenen
Werten in den Siedlungsräumen die Zunahme der Hochwasserschäden." (1)
»Hochwasser lassen sich nicht verhindern, doch ihre ökologischen und wirtschaftlichen Schäden lassen sich durch konsequente Vorsorge verringern. So sollte der Ausbau von Gewässern möglichst vermieden sowie natürliche Überschwemmungsräume gesichert und wiedergewonnen werden.« (5)
Auenvernichtung gilt laut WWF als eine der Hauptursachen extremen Hochwassers.
"Der beste Hochwasserschutz ist es, Auenflächen nicht zu bebauen. Genau das ist
jedoch vielerorts erfolgt. Immer mehr Neubaugebiete wurden, in Ost- wie West
deutschland, immer näher am Fluss ausgewiesen." (3)
Auen können renaturiert werden.
Das WWF-Auen-Institut in Rastatt beschäftigt sich seit 1985 mit der
Erforschung und Erhaltung dieses Ökosystems.
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